Was bedeutet das für die Praxis?
Kinder haben ein Recht auf chancengerechte Teilhabe, unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen. Auch wir arbeiten in allen Kindertagesstätten inklusiv. Das bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen für den Kita-Alltag mit sich. Wie können Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen in unseren Kitas bestmöglich unterstützt werden? Wo stoßen die Fachkräfte an Grenzen?
Beim Kita-Fachtag "Kind sein Mittendrin" am 21. Februar 2025 im FamilienkompetenzZentrum kamen pädagogische Fachkräfte unserer Rostocker Kitas zusammen, um darüber zu diskutieren und gemeinsam Lösungen zu finden. Denn Inklusion ist nicht nur ein rechtlicher Auftrag, sondern vor allem eine Frage der Haltung.
Inklusion als Leitmotiv – aber wie gelingt die Umsetzung?
Menschenrechtsbasierte Arbeit und der Schutz der Kinderrechte sind fest in unserem Leitbild verankert. Bereits seit mehreren Jahren setzen wir uns intensiv damit auseinander, unsere Angebote inklusiver zu gestalten. Dazu wurden beispielsweise bauliche Anpassungen vorgenommen, die digitale Barrierefreiheit verbessert und Fortbildungen angeboten. Doch damit allein ist es nicht getan – Inklusion ist ein ganzheitlicher Organisationsentwicklungs- und Öffnungsprozess.
Den Auftakt des Fachtages machte Ricarda Willam, Fachberaterin für das SGB IX. Sie erklärte, wie sich die UN-Behindertenrechtskonvention in der Praxis auswirkt und was genau unter Behinderung und Beeinträchtigung zu verstehen ist. Dabei wurde deutlich: Es braucht vor allem einen veränderten Blick auf Kinder mit besonderen Bedarfen. Sie betonte, dass Inklusion das Recht auf Bildung für alle Kinder gewährleistet – auch für jene, deren Förderbedarf nicht eindeutig zu definieren ist.
Eine Expertin aus der Praxis verdeutlichte anschließend, welche Herausforderungen die neuen gesetzlichen Regelungen mit sich bringen. Die Umstellung auf Fachleistungsstunden (FLS) erfordert eine noch präzisere Dokumentation von Förderbedarfen. Dies stellt Fachkräfte vor neue bürokratische Hürden und kann für Eltern eine große Herausforderung darstellen, insbesondere wenn ihnen die notwendigen Informationen oder Ressourcen fehlen.
Praktische Ansätze für den Kita-Alltag
Damit Inklusion im Alltag gelingt, bot der Fachtag praxisnahe Workshops. Ein zentrales Thema war der Umgang mit Eltern: Wie spricht man den Mehrbedarf eines Kindes sensibel an? Kristina Ruscher zeigte, wie Fachkräfte Eltern unterstützen, ohne ihre Rolle zu überschreiten.
Die Gestaltung eines vielfaltsbewussten Kita-Alltags war ein weiteres Schwerpunktthema. Josephine Gebauer und Kevin Wietzke präsentierten kreative Ansätze und praktische Impulse für die pädagogische Arbeit mit Kita-Kindern – von vielfaltsbewussten Kinderbüchern bis hin zu hautfarbenen Stiften. Auch das Thema Mehrsprachigkeit spielte eine zentrale Rolle.
Auch die Fachkräfte selbst standen im Fokus: Eine weitere Fachreferentin widmete sich in ihrem Workshop der Frage, wie Erzieher:innen trotz wachsender Anforderungen gesund und motiviert bleiben. Die Teilnehmenden tauschten sich über Strategien zum Umgang mit Stress aus und formulierten Forderungen, um ihre Arbeit langfristig erfolgreich und ohne Überlastung zu gestalten.
Gemeinsam auf dem Weg
Der Fachtag zeigte: Inklusion ist eine gemeinsame Aufgabe. Sie kann nur gelingen, wenn alle – Kinder, Eltern, Fachkräfte und Träger – an einem Strang ziehen.
Mit vielen Impulsen und einem gestärkten Netzwerk gingen die Teilnehmenden nach Hause – und auch wenn nicht alle Fragen sofort gelöst werden konnten, war eines klar: Der Weg zur Inklusion geht weiter.